„Highway to Future“ – Nick Sohnemann im „Die Presse“ Interview
Was zeichnet innovative Unternehmen aus? Wie nehmen diese ihre Mitarbeiter auf die Reise in die Zukunft mit? Und welche Trends werden die Wirtschaft in den
nächsten Jahren nachhaltig prägen und verändern? Antworten auf diese Fragen gibt unser CEO Nick Sohnemann im „Die Presse“ Interview.
Was machen besonders innovative Unternehmen anders?
Besonders innovative Unternehmen machen vor allem drei Dinge anders. Erstens: Sie experimentieren viel, haben ein modernes Mindset innerhalb des Führungsteams und setzen regelmäßig innovative Projekte um. Das heißt, sie versuchen nicht alles richtig zu machen, sondern möglichst viele Erfahrungen zu neuen Technologien und Geschäftsmodellen zu sammeln. Zweitens: Sie haben ein Innovationsteam und ein Innovationsbudget. Das Team besteht mindestens aus vier Personen und hat ein konkretes Budget von rund sieben Prozent des Umsatzes zur Verfügung, um neue Ideen anzutreiben. Drittens: Sie erzählen inspirierende Geschichten. Unternehmen sollten heutzutage nicht nur Produkte verkaufen, sondern eine Haltung haben, hinter der Menschen (Kunden und Mitarbeiter) sich vereinen. Besonders innovative Unternehmen erzählen also sehr gute Geschichten über die Zukunft und machen es für Mitarbeiter einfach, sich mit ihnen zu identifizieren.
Woran lässt sich erkennen, welcher Trend fürs eigene Unternehmen relevant ist?
Es empfiehlt sich, dass Unternehmen ihre eigene Trendmap bauen, indem sie Trends je nach Einfluss auf Geschäftsmodell und Branche bewerten. Dieser interne Prozess der
Erstellung einer Trendmap ähnelt der Erstellung einer Balance Scorecard im Controlling. Es gilt herauszuarbeiten, welche Trends es überhaupt gibt und welche Intensität diese haben. Das ist dann in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Als Tipp für eine einfachere Trendmap empfehle ich das ACT-Model mit den Dimensionen „Act“ = jetzt agieren, „Think“ = genauer analysieren und „Watch“ = beizeiten wieder anschauen.
Wie nutzt man optimal das kreative Potential der Mitarbeiter, um einen Kulturwandel im Unternehmen umzusetzen?
Man kann eine Unternehmenskultur nicht verändern, indem man sich vor seine
Mitarbeiter stellt und sagt: „Ihr müsst euch ändern“. Veränderungen kann man nicht
oktroyieren. Change muss wie ein trojanisches Pferd in ein Unternehmen kommen. Ein
Baustein dieses trojanischen Pferds sind viele innovative Projekte und Experimente. Je mehr Projekte ein Unternehmen lanciert und kommuniziert, desto innovativer wird es von Kunden und Mitarbeitern wahrgenommen.
Die Umsetzung der Projekte entfaltet eine Sogwirkung, bei der plötzlich jeder dabei sein will. Mitarbeiter nehmen diesen Prozess wahr und entwickeln
dabei die Bereitschaft und Lust, sich selbst zu ändern.
Ein weiterer Baustein ist eine transparente Führungskultur. Führungskräfte sollten
vorangehen und selbst die Änderung vorleben. So nehmen sie ihre Mitarbeiter mit auf die Reise – also nicht indem sie sich als allwissend geben, sondern indem sie Lust auf die Reise in die Zukunft machen.
Abschließend ein kurzer Blick in die Glaskugel: Wie wird Wirtschaft Ihrer Meinung nach in fünf Jahren funktionieren?
Vorweg zur sogenannten Glaskugel. Für Menschen, die sich ernsthaft mit Innovation und Zukunft beschäftigen, ist das eine unseriöse Floskel, die etwas schamanen- und
okkulthaftes suggeriert. Innovationsmanagement basiert auf Heuristik und nicht auf
Empirie.
Alles muss ausgelegt und bewertet werden. Es gibt keine Künstliche Intelligenz, die
Innovationen erdenken kann. Man muss sich das erarbeiten. Allerweltfloskeln wie „Blick durch die Glaskugel“ entwerten diese harte Arbeit.
Zu den Zukunftstrends: Was unser Leben in den 2020er und -30er Jahren stark
beeinflussen wird, sind die Trends Digitalisierung und Nachhaltigkeit, die in den nächsten Jahren einen Strukturwandel auslösen werden. Es kommt eine Welt auf uns zu, die nicht mehr nur von Profitdenken und Shareholder-Value getrieben wird. Strukturwandel
bedeutet also, dass wir ganz neue Geschäftsmodelle, Technologien und ein neues Denken
sehen und erleben. Konkret werden wir in den nächsten Jahren das sogenannte Industrial
Internet of Things zum Leben erwecken. Alle Branchen, Unternehmen,
Verwaltungseinheiten und Prozesse werden an dieses B2B-Internet angeschlossen sein.
Bis dieser Prozess richtig greift, wird es mehr als fünf Jahre brauchen, aber der Prozess hat schon begonnen.
Unternehmen, die nicht jetzt anfangen zu innovieren, werden Probleme bekommen.
Manager und Unternehmen müssen sich also schon heute die Frage stellen, ob sie durch Inaktivität auf dem „Highway to Hell“ bleiben oder lieber mit Innovationsgeist den
„Highway to Future“ beschreiten wollen.